WÜRZBURG NEUBAU EINER WOHNANLAGE FÜR STUDIERENDE AM FERDINANDEUM

Würzburg
Neubau einer Wohnanlage für Studierende am Ferdinandeum
Städtebaulicher Ideenwettbewerb mit Realisierungsteil
Auslober Studentenburse Würzburg e.V.
mit Kubus Freiraumplanung
Juni 2018

Anerkennung

STÄDTEBAU
Für das Wettbewerbsgebiet schlagen wir vor, durch parallele Setzung von zwei trapezförmigen Baukörpern im Zusammenspiel mit der Bestandsbebauung einen großzügigen Wohncampus für Studierende zu schaffen. Die zwei neuen Gebäude im Norden bzw. Süden des Grundstücks rahmen die Bestandsbebauung ein und bilden mit ihr zusammen eine Vielfalt an neuen qualitätsvollen Außenräumen für die Studierenden. Durch die geschickte Anordnung der Längsseiten der neuen Gebäude entlang der öffentlichen Straßen wird der städtebauliche Schallschutz für die Innenbereiche des neuen Wohnquartiers für die Studierenden sichergestellt. Lage und Form der Baukörper nehmen Bezug auf die Umgebung und setzen klare Grenzen zwischen Campus und öffentlichem Raum. Die Wohnheime orientieren sich mit vier bzw. fünf Vollgeschossen an den Höhen der umgebenden Bestandsgebäude.

FREIRAUMKONZEPT
Die Transformation die vorhandenen Gebäude „umfließenden“ Landschaft in gut proportionierte, nutz- und lesbare Teilräume ist ein wesentlicher Aspekt des städtebaulichen Entwurfs. Der Parkcharakter der Freifläche soll hierbei erhalten und auch im Bestand qualifiziert werden. Das schlanke Erschließungsprinzip der „Wege im Grünen“ wird daher weiterentwickelt. Den Hauptzugängen der Wohngebäude werden angemessen dimensionierte Vorplätze zugeordnet. Das Programm umfasst zahlreiche Aufenthaltsangebote unterschiedlicher Ausprägung, einen Quartiersgarten zur gemeinschaftlichen und individuellen Selbstversorgung und einen Fitnessparcours mit Streetball unter Bäumen.

Erschließung / Stellplätze
Die benötigten 200 Fahrradstellplätze für den Realisierungsteil werden in einem Fahrradraum im EG des Gebäudes und auf dem Vorplatz angeordnet. Die geforderten 75 PKW-Stellplätze (15 Stk. PKW Bestand, 60 Stk. Planung inkl. 7 Stk. behindertengerecht) können für den Realisierungsteil auf der vorhandenen, etwas zu erweiternden Stellplatzanlage an der Zürnstraße nachgewiesen werden. Im Ideenteil ist eine Tiefgarage mit 122 Stellplätzen geplant. Die Gehwege an der Zeppelinstraße und im Kreuzungsbereich mit der Schlörstraße sollten ausgeweitet werden. Hierfür wäre das Längsparken aufzugeben und die Straßenquerschnitte und -radien auf das erforderliche Maß zu reduzieren.

Entwässerungskonzept
Auf den geplanten Gebäuden wird eine Dachbegrünung mit einem günstigen mittleren Abflussbeiwert (C 0,2) vorgesehen. Ein Teil des Regenwassers wird zur Bewässerung der Atriumbegrünung gespeichert. Nicht benötigtes Wasser wird einer Muldenversickerung in den umgebenden Grünflächen zugeführt.

ARCHITEKTUR
Über einen großzügigen Eingangsbereich betreten die Studierenden den Neubau. In der zentralen Halle öffnet sich der Blick über die Gesamthöhe des Gebäudes bis hinauf in die Laubengangerschließung, die Glasdachkonstruktion und den Himmel. Im Erdgeschoss sind die Gemeinschaftsräume und der Fahrradraum unmittelbar vom Haupteingang erreichbar. Ab dem ersten Obergeschoss werden die Apartments über einen innenliegenden Laubengang erschlossen. Dieser folgt der Trapezform der Gebäude und ist gleichzeitig Kommunikationszone, „Pflanzfläche“ und erschließt die Apartments sowie die Wohngemeinschaften. So werden direkte „Nachbarschaften“ gefördert und der innere Kern des Gebäudes belebt. Zusätzlich ist im 1.OG eine Freifläche als Übergang zum Eingangsfoyer vorgesehen. Dezentrale Gemeinschaftsräume befinden sich in allen Geschossen. Die vertikale Erschließung erfolgt über einen Aufzug, eine offene Galerietreppe und zwei Fluchttreppenhäuser. Mit zwei gebauten Rettungswegen ist ein Anleitern der Feuerwehr nicht erforderlich.

Wohnen
Insgesamt werden mit dem Entwurf 403 Wohnplätze realisiert, davon 200 im ersten Bauabschnitt. Die Einzel-Apartments haben eine Größe von ca. 18 m², die Familien-Apartments von ca. 36 m², die Dreier-Wohngruppen von ca. 72 m² bis ca. 96 m², die barrierefreien Apartments von ca. 20 m² und die rollstuhlgerechten Apartments von ca. 23 m². Die Aufteilung der unterschiedlichen Apartments ist dezentral, somit sind in jedem Geschoss sechs barrierefreie Apartments als Einzel-Apartments und innerhalb der Wohngruppen vorgesehen, die acht rollstuhlgerechten Apartments sind im Erdgeschoss angeordnet. Die lichte Raumhöhe der Apartments beträgt 2,50 m, die konstruktive Geschosshöhe des Erdgeschosses 3,40 m. Innerhalb der Abhangdecke können so Leitungsverzüge erfolgen, um eine hohe Flexibilität der Raumaufteilung zu erhalten. Für die Kommunikation innerhalb der „Nachbarschaft“ haben wir unterschiedliche Räume geschaffen, die die Balance zwischen Privat und Öffentlich halten. Es gibt die kleine „Nachbarschaft“ auf der Etage am Laubengang und die große „Nachbarschaft“ in der offenen Halle.

Konstruktion und Materialien
Holz und Stahlbeton sind die Materialien, aus denen das Gebäude errichtet wird. Die Sohlplatte, das Erdgeschoss, die Laubengänge sowie die Treppenhäuser werden aus Stahlbeton hergestellt. Sämtliche Apartments und Gemeinschaftsräume in den Obergeschossen sind als Raummodule aus Brettsperrholz (BSP) seriell mit Inneneinrichtung, fertigen Bädern, Fenstern und Türen im Werk vorgefertigt. Mit dem Lastwagen werden die Module angeliefert und von diesem direkt an ihren Platz gesetzt. Die Stahlbetondecke über dem Erdgeschoss dient als „Tisch“ auf dem sich die Holzmodule stapeln. Die serielle Vorfertigung ermöglicht eine Beschleunigung des Bauablaufs sowie eine kostengünstige Ausführung. Die klare Gliederung der Fassade in den Obergeschossen wird mit drei Hauptelementen erzeugt: bodentiefe Fenster, ebenfalls bodentiefe Festverglasung sowie hinterlüftete Paneele. An den Straßenseiten wird den Fassaden ein Lärmschutz vorgestellt. Dieser besteht aus einer Pfosten Riegel-Konstruktion mit großen Glasscheiben. Die Straßen- und Hofseiten werden über eine durchgehende Metallbänderung zusammengehalten. Die öffentlichen Bereiche im Erdgeschoss sind durch große Panoramafenster eindeutig erkennbar. Die Haupteingänge zeichnen sich darüber hinaus durch große Unterschnitte in der Kubatur ab.

Nachhaltigkeit
Der Neubau ist in werterhaltender Holzbauweise vorgesehen, um ökologischen und wirtschaftlichen Aspekten (Verwendung nachwachsender Rohstoffe, CO-2 Kreislauf, kurze Bauzeit durch Vorfertigung und hohen Wiederholungsfaktor) Rechnung zu tragen und eine behagliche Wohnatmosphäre zu schaffen. Die Holzbauweise zeichnet sich durch Einfachheit und Systematik in Planung und Realisierung aus und spart dadurch Kosten. Es wird eine hohe Ausführungsqualität unter Erfüllung der höchsten bauphysikalischen Anforderungen erreicht. Ähnliche Referenzprojekte zeigen auf, dass bei einer Betrachtung der Lebenszykluskosten über 50 Jahre die Holzbauweise gegenüber der Massivbauweise klar im Vorteil ist.

Energiekonzept Haustechnik
Im Vordergrund stehen die Herstellung einer guten Gebäudehülle zur Verringerung der Transmissionswärmeverluste und eine wirtschaftliche Technische Gebäudeausrüstung. Die vorgesehenen Anlagen sind langlebig, robust und wartungsarm. Intelligente Verbrauchsmessgeräte binden den „Faktor Mensch“ ein und fördern energieeffizientes Verhalten. Die Apartments werden über statische Heizflächen mit Wärme versorgt, die über Thermostatventile geregelt werden. Für die Sicherstellung der Raumluftqualität und des Feuchteschutzes ist eine Abluftanlage mit niedrigem Dauer-Luftwechsel in den innenliegenden Sanitärräumen geplant. Sämtliche Nutzungsbereiche verfügen über Fensteröffnungen, damit auch eine manuelle natürliche Belüftung gewährleistet ist.