GUSTAV-MAHLER-STRASSE INGOLSTADT
Ergänzende Wohnbauten an der Gustav-Mahler-Straße Ingolstadt
Bauherr: Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft Ingolstadt mbH
Planung: 2016-2019
Fertigstellung: 2022
Mit TDB Landschaftsarchitektur
Für die Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft Ingolstadt (GWG) realisierten wir im Piusviertel ein Ensemble aus vier aufeinander bezogenen Wohnhäusern um einen halböffentlichen Hof. Grundlage dafür war ein Wettbewerbsgewinn im Jahr 2016; das Projekt ist Teil des Programms „Soziale Stadt“, in das das Quartier als eines der ersten in Bayern aufgenommen wurde. Zwar betrifft diese städtebauliche Intervention nur eine relativ kleine Fläche des Piusviertels, allerdings besitzt das Projekt für die räumliche Arrondierung und Neustrukturierung des gesamten Quartiers Modellcharakter.
Das sehr weitläufige Ingolstädter Piusviertel ist eine typische Nachkriegs-Arbeitersiedlung mit Geschosswohnungen, wie sie für das deutsche Wirtschaftswunder unverzichtbar waren: Es liegt nordwestlich der dicht bebauten Innenstadt und wirkt städtebaulich eher heterogen, entstand es doch in mehreren Etappen in den 1950er-1970er Jahren in der Nähe des Audi-Werkes. Hier verteilen sich auf 107 Hektar Fläche vier- bis elfgeschossige Wohnhäuser in Zeilenbebauung, als Punktbauten und in weiteren Großformen. Dazwischen liegen große Wiesenflächen als Abstandsgrün. Als eines der ersten Quartiere in Bayern wurde das Piusviertel im Jahr 2000 ins Bund-Länder-Städtebauförderungsprogramm „Soziale Stadt“ aufgenommen; seither kam eine nachhaltige Entwicklung in Gang. Ziele waren unter anderem räumlich erlebbare Bereiche zu schaffen und das Image zu wandeln.
Auf einem knapp 5.800 m² großen Grundstück an der Kreuzung zwischen Gustav-Mahler und Richard-Strauss-Straße, das vorher als Parkplatz genutzt war, entstand in Form eines offenen Rechtecks eine neue Anlage mit 78 Wohneinheiten. Dank einer Höhenstaffelung von vier bis sieben Geschossen fügt sie sich gut in die umliegende Bebauung und weist doch eine starke eigene Identität auf. Die neu entstandenen Außenräume erweitern zudam das Angebot von Freiflächen im Quartier: An der Kreuzung der Gustav-Mahler-Straße und der Richard-Strauss-Straße formt die neue Bebauung einen kleinen Quartiersplatz, der einen städtisch wirkenden Raum für Begegnung bietet. Als weitere neue Begegnungs- und Aufenthaltszone wirkt der halböffentliche Innenhof des Ensembles. So leistet das Projekt einen Beitrag zu den Zielen des Programms “Soziale Stadt”.
Zugänglich sind alle vier Bauten im Erdgeschoss über einen durchgesteckten Eingangsbereich. In den beiden Gebäuden, die sich zum neuen Quartiersplatz orientieren, finden im Erdgeschoss eine Arztpraxis, eine Physiotherapie und eine flexibel nutzbare Gewerbeeinheit Raum. In den Erdgeschossen der beiden anderen Gebäude liegen insgesamt fünf 3-Zimmer-Wohnungen und eine 5-Zimmer-Wohnung. Die Wohnetagen sind als Vier-Spänner organisiert; in zwei verschiedenen flexibel stapelbaren Regelgeschossen entstanden Zwei-, Drei- und Vierzimmerwohnungen. An den Ecken der Gebäude kragen Balkone jeweils einseitig aus, das schafft eine spannende Beziehung zwischen den vier Objekten. Die Höhenstaffelung sorgt zusätzlich für eine optimale Belichtung.
Durch die Konstruktion in einer Stahlbeton-Skelettbauweise ließen sich die Innenwände überwiegend nichttragend ausbilden; das erlaubt, die Grundrisse künftig flexibel an veränderte Bedürfnisse anzupassen. Gleichzeitig ermöglichte dieses Prinzip den Einbau einer geschossweisen nichttragenden Fassadenkonstruktion. Sie wurde in leichter, hochwärmedämmender Holzrahmenbauweise mit Holzfaser-Einblasdämmung witterungsunabhängig im Werk vorgefertigt. Das ermöglichte ein straffes und kosteneffizientes Terminprogramm und eine zügige Montage vor Ort.
Im gesamten Planungs- und Realisierungsprozess legten roedig.schop architekten besonderen Wert auf unbedingte Wirtschaftlichkeit – bei einem beständigen Fokus auf die hohe Qualität des Ergebnisses. Unter der Prämisse des “Design to Cost” waren folgende Elemente Garant für hochwertigen öffentlichen Mietwohnungsbau bei vergleichsweise geringen Kosten : Ausformulierung klarer Gebäudeformen, dezidiert ökonomische Gebäudeabmessungen von 14×26 Meter, Optimierung der Grundrissgestaltung – unter anderem dank minimaler Erschließungsflächen – und ein optimiertes statisches Konstruktionssystem mit wirtschaftlichen Spannweiten. Weiterhin halfen typisierte Bäder, eine optimierte Schachtführung der Haustechnikmedien sowie ein hoher Vorfertigungsgrad möglichst vieler Bauteile, das Projekt unter der Prämisse höchster Wirtschaftlichkeit zu realisieren.