HAFENCITY HAMBERG – ANKERPLATZ BAAKENHAFEN
Hamburg HafenCity
Ankerplatz Baakenhafen
hochbaulicher Realisierungswettbewerb für eine Wohnbebauung
FRANK Siedlungsbaugesellschaft mbH & Co. KG
Planungsgemeinschaft Ankerplatz GbR
Mai 2017
3. Preis
STÄDTEBAU
Der vorliegende Entwurf übernimmt die an den Baugrenzen den B-Plans HafenCity 11 orientierte Blockstruktur. Die Freisitze sind nach Osten und Westen als Loggien geplant und liegen somit innerhalb der Baugrenze. Der Baukörper senkt sich zum Baakenhafen hin ab, so dass vielfältige Ausblicke und eine gute Belichtung entstehen.
ARCHITEKTUR
Fassade
Der Entwurf berücksichtigt die unterschiedlichen Ausrichtungen und Anforderungen an die Fassadengestaltung. Die straßenbegleitende Fassade hat einen urbanen Charakter, schimmert in einem Goldton und changiert durch die Faltungen der Oberfläche der Paneele. In Richtung Norden und zur lauten Versmannstraße hin überwiegen die geschlossenen Anteile. Je enger der Bezug zum Baakenhafen wird, umso ruhiger wird die Fassade, die Faltungen reduzieren sich und umso mehr öffnet sich die Fassade, schöne Ausblicke und Bezüge entstehen dadurch zum Baakenhafen und zum Baakenpark.
Wir haben eine vorgehängte hinterlüftete Alupaneelfassade geplant, der Goldton ist nach außen orientiert, zum Innenhof hin haben wir einen warmen, hellen Grauton gewählt. Ein gefaltetes Band strukturiert die Fläche auf der Straßenseite in Deckenhöhe, geschosshohe Paneele entfalten sich über die Geschosse und geben der Fassade eine Tiefe. Goldfarbene Stützen führen die Fassade über das Erdgeschoss nach unten. Die Erdgeschosszone ist als Pfosten-Riegel-Fassade vollständig verglast, öffnet sich dadurch und lädt zur öffentlichen Nutzung ein.
Erschließung
Die beiden Eingänge für Haus 3 und 4 liegen direkt an der Versmannstraße, Haus 1 und 2 wird über die Westseite erschlossen. Die barrierefreien Eingänge sind großzügig gestaltet und fördern somit die Adressbildung. Im EG befinden sich jeweils Kinderwagen- und Rollstuhlabstellräume, die Fahrradabsteller sind im KG vorgesehen. Hier befinden sich auch die Müllräume sowie die Kellerabteile. Jeder Erschließungskern ist im EG durchgesteckt und führt direkt in den gemeinsamen Innenhof. Mit der Organisation als 2 – 4-Spänner entstehen überschaubare Nachbarschaften.
Die Erschließung der kleinen Wohnungen im mittleren Teil des straßenseitigen Riegels erfolgt über einen Laubengang und dieser bildet einen zusätzlicher Puffer gegen den Lärm der Straße. Gleichzeitig haben wir so die Tiefe der kleinen WE auf 9 bzw. 11 m reduziert und erreichen mit den durchgesteckten Wohnungen eine gute Tageslichtnutzung. Der Laubengang zeichnet sich nicht an der Fassade ab.
Wohntypologie
Das Erdgeschoss ist einer öffentlichen Nutzung als Gewerbe, Werkstatt, Gastronomie vorbehalten. Die tragenden Wände sind in Stützen aufgelöst, die Steigstränge werden gebündelt und unter der Decke verzogen, so dass eine flexible Grundrissgestaltung möglich ist. Mit einer lichten Raumhöhe von 5,50 m kann eine zusätzliche Galerieebene vorgesehen werden.
Wir haben insgesamt 78 WE geplant, die 1 – 5,5 Zimmerwohnungen haben eine Größe von 30 – 140 m² und eine lichte Raumhöhe von 2,40 m. Ein gut durchmischter Wohnungsmix zwischen frei finanzierten und geförderten, großen und kleinen sowie betreutem Wohnen ist gewährleistet. In Haus 1 haben wir Maisonettewohnungen im EG/1.OG vorgesehen, bei Haus 2 haben wir uns im EG für Hybridwohnen entschieden.
Die Mehrzahl der Wohnungen ist durchgesteckt, der kleinere Teil ist zweiseitig belichtet. In den Innenecken der Blockstruktur ist jeweils eine Wohnung geplant, so dass keine zusätzlichen brandschutztechnischen Maßnahmen getroffen werden müssen. Die natürliche Belüftung kann über den ruhigen Innenhof erfolgen, eine kontrollierte Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung versorgt auch die übrigen Räume mit Frischluft. Die kompakten Grundrisse sind gut möblierbar. Die Bäder sind standardisiert und damit kostenoptimiert geplant, alle Bäder in den Mietwohnungen sind barrierefrei, die für Rollstühle zugänglichen Wohnungen sind über alle Häuser gleichmäßig verteilt.
Die Dachflächen sind als Dachgarten nutzbar, zoniert mit vielfältigen Pflanzbereichen entsprechend der unterschiedlichen Höhen der Auffüllungen, Terrassen und Wegen, für die Gemeinschaft oder auch für individuelle Nutzungen.
Rettungswegekonzept
Das Rettungswegekonzept folgt den Vorgaben, die Treppenhäuser von Haus 1 und 2 liegen direkt an der Versmannstraße, so dass der zweite Rettungsweg über die straßenseitige Fassade erfolgen kann, mit dem Laubengang sind zwei gebaute Rettungswege vorhanden. Für die Häuser 3 und 4 sind Sicherheitstreppenhäuser vorgesehen.
Tragwerk
Die Konstruktion erfolgt mittels Stahlbetonbauweise, die tragenden Wände folgen einem Raster, das wirtschaftliche Deckenspannweiten ermöglicht. Die Treppenhauskerne und Aufzugschachtwände dienen der räumlichen Aussteifung.
Nachhaltigkeit
Der Entwurf strebt die Errichtung eines Gebäudes an, das sich durch seine hohe energetische und
ökologische Qualität auszeichnet. Bei der hochbaulichen und technischen Umsetzung liegt der
Schwerpunkt der hierfür geplanten Maßnahmen auf deren Nachhaltigkeit und ökologischer
Verträglichkeit.
Zielsetzung des energetischen Konzeptes ist die Übererfüllung des Energiestandards nach aktuell
gültiger EnEV als KfW Effizienzhaus 55. Bauliche Maßnahmen mit einer naturgemäß hohen
Robustheit und Dauerhaftigkeit werden dafür in der Planung bevorzugt berücksichtigt. Technische
Anlagen, die über eine im Vergleich zum Bauwerk kurze Lebensdauer verfügen und über die gesamte
Nutzungsdauer des Objektes mehrfach zu überholen und auszutauschen sind, werden sparsam
eingesetzt. So werden fortlaufend anfallende Wartungs- und Instandhaltungskosten minimiert und
zugleich die nach Ablauf der Nutzungsdauer der technischen Anlagen anfallenden
Wiederbeschaffungskosten verringert.
Geringer Wärmeenergiebedarf
Im Vordergrund steht die Herstellung einer guten Gebäudehülle zur Verringerung der Transmissionswärmeverluste. Eine luftdichte, wärmebrückenfreie Gebäudehülle ist anzustreben.
Zur Reduzierung der verbleibenden Lüftungswärmeverluste und zur Verbesserung des
Raumklimas ist für alle Nutzungsbereiche des Gebäudes eine kontrollierte Be- und Entlüftung mit
hocheffizienter Wärmerückgewinnung und Feuchterückgewinnung im Winter vorgesehen. Die Wohnungen werden über eine zentrale
Lüftungsanlage versorgt, die sich im Kellergeschoss befindet.
Durch die Einbringung von temperierter Zuluft fällt die statische Heizlast der Wohn- und
Sondernutzungsbereiche besonders gering aus.
Für die Wärmeversorgung des Gebäudes ist über die Enercity Contracting GmbH eine Kraft-Wärme-Kopplung bzw. Wärmeerzeugung aus regenerativen Brennstoffen vorgesehen. Eine Ergänzung über eine Solaranlage für Trinkwassererwärmung ist möglich.
Intelligente Verbrauchsmessgeräte binden den „Faktor Mensch“ ein und verbessern das energieeffiziente Verhalten. Auch über die Verbindung Wohnen und Arbeiten wird die Emission reduziert.
Im Zuge der weiteren Planung werden ökologisch zertifizierte Bau- und Dämmstoffe berücksichtigt und dafür Sorge getragen, dass diese auch durch die ausführenden Firmen eingesetzt werden.