BERLIN DETLEVSTRASSE

Verhandlungsverfahren ohne Teilnahmewettbewerb (VgV)
Ausloberin HOWOGE Wohnungsbaugesellschaft mbH
Arge 3Dplus mit roedig . schop architekten, Zoomarchitekten und Büro Schindler Friede
Mit Mettler Landschaftsarchitektur und ifb frohloff staffa kühl ecker Statik
Mai 2020

Leitidee:

Die prägnante städtebauliche Figur wird konsequent weiterentwickelt und den spezifischen Vorgaben angepasst. Die Orientierung der Wohnungen wird optimiert und die Durchlässigkeit im Quartier verbessert.

Städtebau

Die neue Ausrichtung der Gebäudeflügel vermeidet nordorientierte Wohnungen. Die einzelnen Flügel sind mit ihren Schmalseiten klar zum gemeinsamen Park orientiert und fassen diesen räumlich.

Der langgestreckte Baukörper wird als starke, schallabschirmende und rhythmisierte Bebauungsstruktur verstanden, welche insbesondere mittels zweier Sonderbauvolumen im Norden und Süden ortsspezifische Gegebenheiten interpretiert und neue Außenräume definiert.

Die Großform wird soweit als möglich nach Osten platziert, um eine maximale Freifläche entlang der Detlevstraße aufspannen zu können. Der südliche Baukörper stellt den baulichen Schallschutz zum Gewerbegebiet sicher und fasst einen zusätzlichen Wohnhof ein. Ideal erreichbar sind im Erdgeschoss die Flächen für die Kitanutzung vorgesehen. Der nördliche Baukörper erhält durch die Materialisierung in  Infraleichtbeton eine besondere Prägung.

Die Rhythmisierung des Baukörpers maximiert die Fassadenabwicklung zur lärmabgewandten Seite, und gliedert die Freiräume in privatere Wohnhöfe. Entsprechend des Abstandes von der Detlevstraße wird die Geschosshöhe von vier bis sieben Geschosse auf- bzw. absteigend ausgebildet. Um einen effizienten baulichen Schallschutz gegen den Gewerbelärm nach Süden zu schaffen wird der Kopfbaukörper dort fünfgeschossig vorgeschlagen.

Diagonal angeordnete Durchgänge verweben die unterschiedlich geprägte Ost- und Westseite miteinander und verbessern durch die Schrägstellung den Schallschutz für die  die Wohnhöfe. Das Gebäude öffnet sich so insgesamt gegenüber den Bewohnern und Anwohnern und wird mit klaren räumlichen Abstufungen durchlässig.

Baukörper, Grundrissgestaltung, Erschließung

Bestimmendes Thema der Wohnungen sind die zentralen Wohnküchen mit vorgelagerter Loggia, die nach Westen oder Süden ausgerichtet sind. Die Loggia ist seitlich an ein oder zwei Zimmer angebunden und wird dadurch nicht nur ein geschützter und in das räumliche Gefüge der Wohnung eingebundener Außenraum, sondern schafft auch eine Übergangszone zwischen privat und öffentlich. Das Wohnungsangebot erfüllt damit nicht nur die Anforderungen des Wohnungsbewertungssystems sondern schafft spezifische Qualitäten, die sich aus der Orientierung zum Außenraum und der Lage innerhalb der städtebaulichen Figur ableiten.

Die Wohnungen sind sämtlich zur lärmabgewandten Seite orientiert. Die großen 4- bzw.- 5-Zimmer-Wohnungen sind jeweils nach Osten durchgesteckt, mindestens die Hälfte der Zimmer ist zur lärmabgewandten Seite orientiert.

Die Erschließungen sind alle außenliegend und großzügig natürlich belichtet und belüftet. Es werden (der nördliche Baukörper ausgenommen) zwei bauliche Rettungswege ausgebildet, wodurch sowohl eine kostenintensive Erschließung mittels Sicherheitstreppenräumen, als auch eine zusätzliche Versiegelung der Außenanlagen für Feuerwehrflächen entfällt.

Die dreieckigen Erschließungsräume schaffen eine eindeutige Orientierung im Gebäude.

Die vorgesehene Teilunterkellerung ermöglicht geräumige Abstellräume für jede WE, darin nachgewiesen werden 50% der Fahrradstellplätze.

Konstruktion, Fassade, Material

Die Außenwände zur lärmabgewandten Seite (ausgenommen Bauteil Nord/Infraleichtbeton) sind leichte, hochgedämmte und vorgefertigte Holzelemente.  Die Rohbaukonstruktion ist als Massivbau in Stahlbeton und Mauerwerk geplant. Alle tragenden Bauteile sind nicht brennbar und erfüllen die Brandschutzanforderung feuerbeständig (F90). Der vertikale Lastabtrag erfolgt effizient durch Ausbildung identischer Geschosse.

Die Wohnungstrennwände sowie die Flur-bzw. Treppenhauswände werden tragend ausgebildet. Die Regeldicke beträgt d=24cm. Mit beidseitigem Putz und eine Rohdichte > 2,0 kg/dm³ werden so die Anforderungen an den erhöhten Schallschutz erfüllt. Grundsätzlich sind alle tragenden und aussteifenden Wände fundamentständig.

Die Aussteifung und Stabilität des Gebäudes wird durch die Deckenscheiben sowie die Wohnungs- und Treppenhauswände gewährleistet. Die Gründung erfolgt flach über eine Fundamentplatte.

Die Außenwände an der Ostseite werden zu besseren Schutz gegen Außenlärm wie die inneren Wände massiv ausgebildet. Die Fassade ist eine vorgehängte hinterlüftete Metallfassade aus Well- bzw. Trapezblech.. Durch die horizontale Gliederung und unterschiedliche Perforierungen reagiert die Fassade auf die unterschiedlichen Anforderungen. Die industriell vorgefertigten Formteile sind matt glänzend mit einem dezenten Farbton beschichtet, in dem sich leicht die Baukronen reflektieren.

Die einfache und modulare Bauweise, eine hohe Flächeneffizienz, geringe Bauzeit und die überwiegend auf einen Steigestrang je WE ausgelegte Installationsführung lassen günstige Bau- und Unterhaltskosten erwarten.

Freiraumkonzept

Der Freiraum wird als eine Kontinuität von verschiedenen Funktionen und Atmosphären gesehen:

Spielstraße – Vorgärten,

Höfe – Verweilen auf grünen Inseln,

offene Wiese – Treffpunkt,

Promenade – Spielbereiche für Alle.

Die östliche Seite gewährleistet nicht nur die Verkehrserschließung, die Parkplätze und die Feuerwehrzufahrt sondern dient auch als Spielstraße. Die Spielstraße wird mit verschiedenen Materialien ausgeführt (Asphalt mit spielerischer Farbmarkierung, Wassergebundene Wegedecke, Rasengittersteine). Die Fahrgasse beträgt 6m, unabhängig vom Materialwechsel.

Schmale Vorgärten mit Kletterrosen trennen die Wohnungen von dem Spiel-/Erschließungsbereich. Hier befinden sich die Haupteingänge, die Fahrradstellplätze, sowie die Zugänge zu den Höfen.

Jeder Hof offeriert ein Spiel- oder Nutzungsangebot, das vielen unterschiedlichen Aktivitäten Raum bietet. Zwischen den Fassaden und den Höfen gibt es eine punktuelle Pflanzung verschiedener Sträucher und Stauden. Diese Vegetationsflächen trennen den privaten und den öffentlichen Raum ohne dabei eine starre Grenze zu bilden.

Der westliche Grünraum ist in zwei ineinander fließende Bereiche differenziert. Die Höfe für die private Nutzungen der Anwohner und die große offene Wiese als Raum für gemeinschaftliche Aktivitäten, wie Gärtnern, Grillen, Picknicken oder Federballspielen.

Entlang der Detlevstraße zieht sich eine Promenade, an die öffentliche Spiel- und Erholungsflächen und das Kita-Gelände angeschlossen sind. Am nördlichen Ende der Promenade befindet sich ein Quartiersplatz. Hier können die Bewohner einen Kaffee trinken oder im Schatten eines Baumes sitzen während ihre Kinder auf dem Trampolin springen.

Der Baumbestand wird mit den Straßenbäumen an der Ostseite, Obstbäumen auf der freien Wiese und den Stadtbäumen auf der Promenade ergänzt.

Die Detlevstraße könnte weitgehend autofrei als Spielstraße ausgebildet sein und künftig das Angebot an attraktiven Freiraumangeboten ergänzen.

Die Entwässerung der Dachflächen erfolgt über ein Retentionsvolumen, das unter der Wiesenfläche eingebaut wird. Die Entwässerung der Beläge erfolgt über die Schulter in die Grünflächen.

Der Freiraum schafft Orte mit besonderen Qualitäten, Nischen und zentralen Räumen, in denen sich neue Bewohner mit den Anwohnern zusammenfinden können.

Vorbeugender Brandschutz

Das Rettungswegekonzept ist für die Häuser 1 bis 9 ausschließlich baulich sichergestellt. Alle Nutzungseinheiten, die nicht zu ebener Erde liegen, schließen an einen notwendigen Flur an, worüber je Haus zwei notwendige Treppenräume in unter 35 m Rettungsweglänge erreicht werden können. Die beiden Treppenräume sind jeweils baulich getrennt ineinander verschränkt angeordnet (Scherentreppenraum) und weisen voneinander unabhängige direkte Ausgänge im Erdgeschoss auf. Ebenfalls sind alle Rettungswege der Kindertagesstätte ausschließlich baulich sichergestellt.

Die Treppenhäuser sowie die großzügigen Flure vor den Wohnungen sind natürlich belichtet und befenstert. Auf trockene Steigleitungen kann verzichtet werden.

Bei Haus 10 ist der erste Rettungsweg über einen notwendigen Treppenraum ebenfalls baulich sichergestellt, dieser ist in unter 35 m Rettungsweglänge zu erreichen. Der zweite Rettungsweg wird über die Rettungsgeräte der Feuerwehr (Hubrettungsfahrzeug) sichergestellt. Hierzu stehen anleiterbare Fenster oder Terrassen zur Verfügung.

Das ausgedehnte Gebäude wird durch innere Brandwände in Abständen von etwa 40 m regelmäßig in Brandabschnitte unterteilt. Die Brandwände werden jeweils an den Schmalstellen des Baukörpers gesetzt, wodurch ein Brandüberschlag über die Gebäudeinnenecken ausgeschlossen wird.

Haustechnische Anlagen

Wärmeversorgung

Die Wärmeversorgung der Gebäude erfolgt mittels primärenergetisch günstiger Fernwärme, da diese Art der Beheizung sowohl die günstigsten Baukosten, Langlebigkeit und minimalen Wartungsaufwand darstellt. Als Leistungsgrenze zwischen der Primäranlage (Vattenfall) und der Gebäudeinstallation wird das Absperrventil im Hausanschlussraum Fernwärme (Haus 1) festgelegt. Die Wärmeversorgung der Häuser 2 – 10 wird über ein Nahwärmenetz (nichtöffentliche Erschließung) realisiert.

Eine zusätzliche Unterstützung / Einkopplung von Wärme durch Nutzung von Solarthermie bzw. Geothermie sollte auf Grund der Amortisationszeiten, der Effizienz und der zusätzlichen Investitionskosten genauer untersucht werden und erscheint vor dem Hintergrund des angestrebten energetischen Standards (KfW-40) angezeigt.

Die Leitungsführung erfolgt im Untergeschoß horizontal bis zu den Steigeschächten und von dort aus vertikal in Installationsschächten bis zu den Fußbodenheizkreisverteilern in den Wohneinheiten. Strangabsperrarmaturen werden außerhalb von Mieterkellern angeordnet. Für die Verbrauchserfassung werden je Wohneinheit entsprechende Zählerplätze in den Heizkreisverteilern vorgesehen.

Abwasser-, Trinkwasserinstallation und Warmwasserbereitung

Die Leitungsführung erfolgt im Untergeschoß horizontal bis zu den Steigeschächten und von dort aus vertikal in Installationsschächten bis zu den Bädern / Küchen. In den Wohngeschossen erfolgt die Strangführung gänzlich ohne horizontale Verzüge. Strangabsperrarmaturen werden außerhalb von Mieterkellern angeordnet.

Lüftungsanlagen

Die innenliegenden Bäder erhalten eine Abluftanlage nach DIN 18017-3, die Luftmengenberechnung erfolgt nach DIN 1946-6. Die Abluftelemente in den Bädern gewährleisten eine ständige Grundlüftung (Feuchteschutz) und eine feuchtegeführte Nennlüftung. Die Nachströmung erfolgt über Fassadennachströmelemente. Der Einsatz einer kontrollierten Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung ist im Zusammenhang mit den Anforderungen KfW-40 im weiteren Verlauf der Planung zu prüfen.

Stark- und Schwachstrom

Das Gebäude wird aus dem Niederspannungsnetz versorgt: Im Untergeschoß werden die erforderlichen Zählerplätze angeordnet. Die Erschließung erfolgt über Trassen bis zu den Wohnungsverteilungen. Die Ausstattung in den Wohneinheiten erfolgt gemäß DIN 18015 bzw. Ausstattungsliste. Die Schwachstrominstallation erfolgt gemäß Baubeschreibung.

Schallschutz

Aus schallschutztechnischer Sicht wird eine massive Wand zur schallzugewandten Fassade (Bahnstrecke) geplant. Diese zeichnet sich durch eine hohe Rohdichte abgestimmt mit der Schichtdicke ab, um den erforderlichen Schallschutz zu erreichen. Zusätzlich werden Kastenfenster für schützenswerte Räume (Schlafzimmer, Kinderzimmer, Wohnküchen etc.) und schallgedämmte Außenluftdurchlässe vorgesehen soweit diese an der schallzugewandten Fassade liegen.

Zur schallabgewandten Seite wird der Schallschutz ebenfalls Beachtung finden. Hier wird über eine Leichtbaukonstruktion sowie den Auslegungen der Fenster den notwendigen Schalldämm-Werten, resultierend vorrangig aus dem Gewerbelärm, Rechnung getragen.