NEU-ULM ILLERPARK

Realisierungswettbewerb mit Ideenteil
Ausloberin NUWOG Wohnungsgesellschaft der Stadt Neu-Ulm GmbH
Oktober 2019

Städtebau: Unser Entwurf besteht aus drei Gebäudeteilen, die sich um einen Hof gliedern. An drei Stellen öffnet sich der Block zu seinen Nachbarn. Zwei L-Förmige Baukörper im Realisierungsteil übernehmen die Baugrenzen vom Osten, Westen und Süden und formulieren klare Blockkanten zur Umgebungsbebauung und zum Park aus. Das Gebäude zur Filchnerstraße ist fünfgeschossig, das andere viergeschossig. Die südliche Lücke zwischen den Mietwohnungsbauten schafft den Übergang zwischen dem privaten und dem öffentlichen Außenraum und integriert den Block in dem vernetzten durchlässigen Quartier. Der dreigeschossige Eigentumswohnungsbau im Ideenteil besteht aus um 45 Grad zur Grundstücksgrenze gedrehten Moduleinheiten, die sich kreuzweise auf einander stapeln.

Erschließung und Gemeinschaft: Die Erschließung zum Realisierungsteil erfolgt hofseitig. Drei offene Treppen mit jeweils einem Aufzug verbinden mittels einen offenen Laubengang die Wohneinheiten. Die drei Treppenbereiche im Hof fördern das zufällige Treffen und das Gefühl von Gemeinschaft. Die zentrale Treppe liegt in dem offenen Bereich zwischen den Mietwohnungsbauten. Hier befindet sich im Hofbereich der Gemeinschaftsplatz und die Gemeinschaftsräume. Die übrigen zwei Treppen liegen an den nördlichen Ecken der Gebäude in unmittelbarer Nähe zu den Blocköffnungen. Hier sind im EG gemeinschaftliche Abstellräume für Fahrräder, Kinderwagen, Rollatoren und Rollstühle vorgesehen.

Im Obergeschoss werden alle drei Gebäude über einen offenen Laubengang verbunden. Die Eingänge von je zwei Wohnungen sind über eine gemeinsame Vorzone gekoppelt, die die direkte Nachbarschaft fördert. Die Gestaltung der Vorzone ist den Mietern überlassen und kann als Freiersitz sowie als Vorgarten benutzt werden. Südlich der zentralen Treppe ist je Geschoss eine Gemeinschaftsterrasse mit Blick zum Park und zum Hof geplant.

Der freistehende Laubengang sorgt nicht nur für die Verbindung aller drei Gebäude und die Vielfalt an nachbarschaftliche Freiräume sondern auch für die barrierefreie Zugänglichkeit aller Wohnungen sowie den sicheren ersten- und zweiten Rettungsweg. Für das Projekt sind keine Feuerwehraufstellflächen notwendig.

Architektur: Um das hohe Wohnqualität zu gewährleisten verfügen all Wohnungen über einen durchgesteckten Wohn-Ess-Kochbereich. Die Küchen sind natürlich belichtet und belüftet, ausgerichtet zum Hof.

Alle Wohnungen für das Gesamtprojekt sind barrierefrei. In Realisierungsteil sind die 2-, 3-, und 4-Zimmer Wohnungen nach den Wohnraumförderungsbestimmungen 2012 förderfähig. Die Sonderwohnformen liegen jeweils an den Ecken der Mietwohnungsgebäude. Im westlichen Teil zum Park ist eine Wohngemeinschaft für bis zu fünf Personen vorgesehen. Im östlichen Teil zur Filchnerstraße und zum Shared Space ist ein Cluster mit bis zu fünf Einheiten geplant. Das Cluster könnte sowohl betreutes Wohnen dienen als auch Gruppenwohnen für Singles oder Paare. Die Integration unterschiedlicher Alters- und Sozialgruppen kann nicht nur Blockweise und Hausweise stattfinden, sondern auch als Zusammenwohnen in einer Wohngruppe. Jedes Obergeschoss verfügt über eine rollstuhlgerechte Wohnung.

Zwei „Joker Zimmer“ mit eigenem Bad können gemeinschaftlich als Gästewohnung, temporärer Arbeitsraum oder als temporäre Erweiterung einer Wohnung benutzt werden. Zur Förderung der  Nachbarschaft sind im EG ein Kiezraum, ein Waschsalon und eine Werkstatt (Fahrrad, Tischler und anderes mehr) vorgesehen.

Die Eigentumseinheiten im EG und 1.OG sind als Maisonetten ausgebildet. Mit der kreuzweisen Stapelung der Einzelmodule richten sich die Maisonetten in den unterschiedlichen Ebenen zu unterschiedlicher Himmelsrichtung aus, sodass alle vier Himmelsrichtungen in der Wohnung erlebbar sind. Die Einheiten im 2.OG sind als Geschosswohnungen ausgebildet und erreichbar östlich von einer offenen Treppe zur Filchnerstraße und westlich vom gemeinsamen Laubengang mit Aufzug.

Die notwendige Anzahl an PKW-Stellplätze ist in der Tiefgarage untergebracht. Neben den Fahrradräumen im EG sind drei Abstellräume für Fahrräder und Kinderwagen im UG in unmittelbarer Nähe zu den drei Erschließungskernen geplant. Der zentrale Müllentsorgungsort für den Block liegt nördlich der TG-Rampe und somit in der Nähe der Filchnerstraße.

Konstruktion und Materialität: Die Verwendung von Holz als primärer Baustoff  lässt ein nachhaltigen und zukunftsorientierten Holzbaublock mit geringem ökologischen Fußabdruck entstehen. Die Gebäude werden in einer Mischbauweise aus Stahlbeton und Holz erstellt. Der Einsatz von Stahlbeton wird auf das absolute Minimum reduziert: die Tiefgarage, die Laubengänge, die Treppen und die Aufzugsschächte werden aus Stahlbeton hergestellt und die Oberflächen sichtbar belassen. Die Geschossdecken und die Wohnungstrennwände sind aus Massivholz. Die Außenwände bestehen aus vorgefertigten Holzrahmenbauelementen und hinterlüfteter Holzschalung aus heimischer vorpatinierten  Fichte. Der Laubengang bekommt als Absturzsicherung zum Hof eine pulverbeschichtete Gitterrost-Fassade im Gold-Kupferfarbton. Für das Projekt sind Standardbäder entwickelt worden, die sich als Fix-fertige Bäder herstellen und einbauen lassen.

Gebäudetechnik, Energieeffizienz und Nachhaltigkeit: Im Vordergrund steht die Herstellung einer guten Gebäudehülle zur effektiven Verringerung der Transmissionswärmeverluste. Bei der Anlagentechnik wird auf eine Wasser-Wasser-Wärmepumpe gesetzt, die die benötigte Temperatur zu Erwärmung des Heiz/Brauchwassers bereitstellt. Diese kann durch die Nähe zum Illerkanal mit dem dort vorhandenen Wasser betrieben werden. Wenn die Wärmepumpe mit Strom aus der Photovoltaikanlage des ebenfalls geplanten Quartiersspeichers betreiben wird, kann der CO2-Ausstoß durch die beabsichtigte Anlagenkonfiguration auf ein Minimum reduziert werden. Zur Abdeckung der Spitzenlasten bietet sich das Fernwärmenetz Neu-Ulm / Senden an, welches sich unweit des Standortes befindet. Jeder Aufenthaltsraum erhält einen dezentralen Fassadenlüfter mit Wärmerückgewinnung. Auf 50% der Dachflächen des Projektes wird eine Photovoltaikanlage zum Umwandlung von Sonnenenergie in regenerativ erzeugten Strom installiert, die an den Quartiersspeicher angeschlossen wird. Das Projekt kann somit in mindestens KfW-55 Standard ausgeführt werden.